Mittwoch, 23. Dezember 2015

Charlotte denkt nach: Weiß statt Schwarz sehen


Gedanken zu Weihnachten - warum nicht mal versuchen, die Welt positiv zu sehen?



Ich frage mich öfter, warum es Menschen gibt, die sich gerne aufregen oder meckern.
Liegt es in unserer Natur, sich über die langsame Kassiererin im Supermarkt aufzuregen? Fühlen wir uns überlegen, wenn wir den Autofahrer vor uns beschuldigen, dass er oder sie kein Fahrzeug bedienen kann? Warum gibt es bei einem Fußball-Länderspiel plötzlich 80 Millionen Bundestrainer? Warum kann gerade ich immer alles am Besten? Politiker? Na, die sind ja schon mal alle doof. Muss man immer alles selbst machen, damit es richtig ist?
Was macht uns zu solchen kleinen Alltagsmonstern?


Nehmen wir das Beispiel mit dem Auto fahren. Wir sitzen, von einem Schutzschild aus Blech umgeben, in unseren Fahrzeugen und schimpfen vor uns hin. Der eine fährt zu schnell, der andere zu langsam.
Wie parkt denn der da vorne ein? Idiot!!
Hat es was mit unseren inneren Einstellung zu tun? Denken wir nicht schon bevor wir losfahren, dass bestimmt wieder Idioten unterwegs sind? Und schau an: Da sind sie schon. Ich wusst' es doch!!! Immer diese Franzosen. Die können alle nicht fahren!!
Die Kollegin auf der Arbeit bekommt's mal wieder nicht auf die Reihe.
Mein DRK-Kamerad macht mal wieder nur Mist und macht nicht das, was er soll.
Bäännggg - Tag gerettet. Meine Vorurteile haben sich wieder bestätigt. Geiler Tag!!! Blutdruck hoch. Puls hoch. Streeeeesssss!!!!


Aber was ist, wenn wir einfach mal unsere Positiv-Denk-Brille anziehen?


Was nützt es mir, wenn ich mich über den Fahrer vor mir aufrege, den ich in wenigen Sekunden oder Minuten schon nicht mehr in meiner Nähe habe? Nichts.
Was bringt es mir, mich nicht aufzuregen? Na, auf jeden Fall mal einen niedrigeren Blutdruck und weniger Ärger.
Die Arbeit muss erledigt werden. Ob ich dabei gut oder schlecht gelaunt bin. Dann entscheide ich mich für gut gelaunt.

Die Kassiererin ist vielleicht nur so langsam, weil sie bereits seit sieben Stunden am Arbeiten ist und ihre Pause nicht zu Ende machen konnte, weil die Schlange mal wieder so lange war? Kommt es mir wirklich auf zwei Minuten an? Und wenn ja: Was läuft dann bei mir schief?

Womöglich macht die Kollegin auf der Arbeit so viele Fehler, weil ich sie mit meiner Erwartungshaltung zu sehr unter Druck setzte. Vielleicht denkt sie gerade "Ich darf keinen Fehler machen. Ich darf keinen Fehler machen" und gerade wegen dieser Anspannung ist es schon passiert. Ein Teil ihres Gehirns war damit beschäftigt, daran zu denken nichts falsch zu machen. Da konnte das ganze Potential nicht ausgeschöpft werden.

Vielleicht macht der DRK-Kamerad keinen Mist. Er macht es nur auf eine andere Weise. Vielleicht ist das nur eine Ansichtssache?

Vielleicht.
Vielleicht.
Warum nicht?


Aber:
Können wir es wirklich besser?
Ist unser Weg der einzig richtige? Gibt es nicht für jedes Problem mindestens eine Lösung?
Nur weil jemand etwas anders macht, heißt es doch nicht, dass das der falsche Weg ist?
Viele Wege führen zum Ziel.
Manch einer geht den schnellsten und einfachsten Weg. Über die Autobahn. Auf der Überholspur.
Ein anderer geht vielleicht einen kleinen Umweg und macht ein Pause. Unten am Bach. Im Wald.

Ich weiß selbst: Es ist ein anstrengender Weg. Aber man kann lernen, positiv zu denken und gelassener zu sein. Am Anfang muss man sich fast schon zwingen, umzudenken. Aber irgendwann wird es immer leichter und dann weiß man gar nicht mehr, warum man vorher immer so negativ war.
Ich bleibe aber auch realistisch: Immer funktioniert es nicht. Noch nicht :-)

Wenn uns aber wirklich etwas zu tiefst belastet, dann sollten wir vielleicht was daran ändern.
Persönlicher Stillstand und Unzufriedenheit sind gefährliche Krankheiten. Bei einigen leider unheilbar.

Ganz aktuell: Lassen wir es nicht zu, dass die dunkle Seite der Macht unsere Gedanken beherrscht und kümmern wir uns mehr um unsere helle Seite.
Übt euch in Geduld und Ruhe, meine jungen Padawans.

In diesem Sinne: Ich wünsche euch allen frohe Weihnachten.

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Bart Simpson zu Homer Simpson: "Dad, das ist der schlimmste Tag meines Lebens!"
Homer: "Dein schlimmster Tag bis jetzt, mein Sohn!"

Immer positiv denken :-)














Sonntag, 13. Dezember 2015

Psychosozialer Ausblick ins Jahr 2016

Wer Interesse hat, sich im Bereich PSNV (Psychosoziale Notfallversorgung) weiterzubilden, es neu zu entdecken oder mal hereinzuschnuppern, der hat im kommenden Jahr bei der DRK-Landesschule in St. Ingbert mehrere Möglichkeiten dazu:

Gleich im Januar startet ein neuer Kurs zum Kristeninterventionshelfer. In 80 Stunden  befassen sich die Teilnehmer unter anderem mit den Grundlagen der Psychologie, Psychiatrie und Psychotraumatologie, Tod und Trauer, Kommunikation und Interaktion oder Psychohygiene.
Ich selbst habe den Kurs 2014 gemacht und ich kann nur sagen, es war eine sehr intensive und interessante Zeit. Es ist auch nicht übertrieben, wenn ich sage, dass ich gerne an diese Ausbildung zurückdenke. Auch wenn wir uns an mehreren Tagen hintereinander mit Tod und Trauer beschäftigten, so hatte es doch etwas leichtes und besonderes.
Wenn man sich darauf einlässt, kann man in diesem Kurs sehr viel für sich selbst mitnehmen und über sich selbst lernen. Einige Highlights waren der Vortrag eines Bestatters, die Aufgabenstellung, einen Abschiedsbrief zu schreiben, sich und sein Leben zu beurteilen oder in einem Fallbeispiel zu "üben", eine Todesnachricht zu überbringen. Schnell lernten wir auch, dass es in diesem Kurs, im Gegensatz zu einem San-Kurs zum Beispiel, nicht wirklich ein Richtig und Falsch gibt.
Die Mischung aus den gelernten Techniken und dem Menschen der wir sind, im Bestfall mit Einfühlungsvermögen und Verständnis, entscheidet am Ende über das Ergebnis.
Es ist sehr schwer, diesen besonderen Kurs zu beschreiben. Am besten geht ihr einfach selbst hin :-)

Die KIT-Ausbildung startet am 28. Januar.


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Im Oktober findet dann wieder ein Kurs zum kollegialen Ansprechpartner statt. Den habe ich ja gerade vergangenen Monat gemacht. Einige Themen überschneiden sich mit denen im Kurs zum Kriseninterventionshelfer. Aber ich bin der Meinung: Wiederholung festigt.
Wenn sich der KIT-Helfer mehr mit der Ersten Hilfe für die Seele von allen Menschen, die es benötigen, beschäftigt, so ist der Kollegiale Ansprechpartner die erste, zweite und auch noch dritte Hilfe für die Seele von Einsatzkräften. Ob hauptberufliche Rettungsdienstmitarbeiter oder ehrenamtliche in den Ortsvereinen.

Hier gibt es weitere Infos zum kollegialen Ansprechpartner. (Beginn 15. Oktober)


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Zwei Grundlagenkurse PSNV gibt es im März und im September. Da bekommt man an zwei Tagen einen kleinen Einblick in das Thema und lernt im Ernstfall helfen zu können bis weitere Hilfe eintrifft.
Ich finde diese zwei Tage sollte jeder mal investieren :-)

12. und 13.März - 10. und 11. September.


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Darüberhinaus werden noch drei Fortbildungen angeboten. Diese stehen allen Interessierten offen.
Am 2. und 3. April  und dann nochmal am 17. und 18. Dezember geht es um Anti-Stress-Training. Steffen Schuh erzählt und lehrt zum Thema moderne Selbstcoaching-Methoden für eine tägliche Aktivitäts-Erholungs-Balance.

Weiter geht es am 27. August mit Psychotraumatologie - Die ersten Schritte auf dünnem Eis. Dabei geht es um das bessere Verständnis von Psyche unter Hochstress, den Umgang mit belastenden Situationen und die Entwicklung von Copingstrategien und Stressmanagement.


Alle Infos gibt es nochmal hier.




Sonntag, 29. November 2015

Die blaue Weste

Ja, da war es gestern soweit: Ich hatte meinen Einstand als Gruppenführerin.
Beim Alt-Saarbrücker Weihnachtsmarkt rund ums Schloss von 14 bis 23 Uhr.
Die ganze Woche schon habe ich mir Gedanken gemacht, wie und ob das klappt, habe in der Nacht vorher wilde Sachen vom Gruppenführer-Dasein geträumt und bei meiner "Begrüßungsrede" gefühlte zehn Liter Schweiß verloren. (ich glaub, richtig heißt es Einsatzbesprechung :-))
Aber jetzt ist es geschafft und ich muss sagen: Ein perfekter Dienst zum Einstieg. An meine Bitte, es mir nicht allzu schwer zu machen, haben sich alle gehalten. Danke an die Super Mannschaft.
Danke an alle, die mir diese Chance gegeben haben. Danke an Nathalie für den ein oder anderen Tipp. Danke an Nicole, die mir an dem Tag vertraut hat und im Notfall, wenn ich Mist gebaut hätte, als Zugführerin und Einsatzleiterin den Kopf hätte hinhalten müssen. Aber ich denke, wenn es ganz schlimm gelaufen wäre, dann hätte sie mich auch schnell abgesetzt :-)

Ich kann jetzt natürlich nur aus meiner Sicht erzählen, aber ich denke, ich bin ruhig und freundlich geblieben und hoffe, keiner hat sich tyrannisiert gefühlt. Im Vorhinein habe ich mir viele Gedanken gemacht, war an der ein oder anderen Stelle vielleicht übermotiviert. Aber alles keine Wunden, die die Zeit nicht heilen kann.

Der Dienst verlief ruhig und ich konnte mich mit den ganzen Aufgaben vertraut machen. Schreibkram hier, Schreibkram da, Ansprechpartner sein, Funken... (das im Übrigen muss ich dringend noch üben. Da fehlt mir einfach noch die Routine. Aber das wird mit der Zeit schon kommen... hoffe ich. Bis dahin an alle: haltet durch ;-D)


Erkenntnis des Tages, die nichts mit dem Gruppenführer zu tun hat:

Unser Gehirn ist total faszinierend. Es gibt Dinge aus unserer Kindheit, die sich tief und fest eingebrannt haben. Ob wir wollen oder nicht. Ich spreche jetzt auch für einen Teil meiner DRK-Freunde: Wenn wir mal alt, grau und dement sind, nicht mehr wissen wer wir sind und wo wir sind, werden wir immer noch auf Kommando folgendes Lied singen können:

Mutig und freundlich, so tapfer und gläubig
fröhlich und frech kämpfen sie auch für Dich.
Leben im Wald unter Bäumen und Steinen,
in ihren Höhlen da sind sie zuhaaaauuuus....











Sonntag, 15. November 2015

Hey Du, hör mir zu!!!

Gestern fing für mich und sechs weitere motivierte DRK-ler die 32-stündige Ausbildung zum kollegialen Ansprechpartner an der Landesschule in St. Ingbert an. Die beiden Ausbilder Steffen Schuh und Andreas Vogel kannte ich ja schon aus dem vergangenen Jahr, als ich den Kurs zum Kriseninterventionshelfer gemacht habe. (Und: sie kannten mich noch... :-D hahahahaha *böses Lachen*)
Einiges an Stoff hat sich wiederholt (was aber ganz und gar nicht schlimm war), aber es war auch viel Neues dabei. Wenn alles gut geht, dürfen wir uns dann kommenden Sonntag "kollegialer Ansprechpartner" auf die Stirn schreiben und sind bereit, Einsatzkräften in schweren Zeiten beizustehen. (So wie es zurzeit in Paris auch ist. Da werden jetzt hoffentlich auch Fachkräfte den Betroffenen, Angehörigen, Augenzeugen und Einsatzkräften zur Verfügung stehen. Ich wünsche allen von Herzen viel Kraft).

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Gerade auf Facebook liest man ja ganz gerne mal "Lebensweisheiten". Leider sind die meisten für mich ungefähr so spannend und bahnbrechend als würde mir jemand erzählen, dass man nach dem Verzehr von Bohnen Luft ablassen muss.

Ich habe dieses Wochenende einige Zitate unserer Ausbilder gesammelt, die mir gut gefallen haben. Zum Nachdenken, Philosophieren, Schmunzeln... Sozusagen ein kleines Best-of an Weisheiten von diesem Wochenende.
(Ob sie von den beiden direkt oder geklaut sind, ist ja egal. Es geht um den Inhalt.)



"Realität ist das, was das Gehirn uns verkauft."

"Wer Arschlöcher erwartet, wird Arschlöcher bekommen."

"Unser Gehirn kennt nicht nicht."

"50-60.000 Gedanken gehen uns täglich in Form von Sprache durch den Kopf (Selbstgespräche). So schaffen wir uns unsere Realität. Frage: Bin ich nett zu mir?"

"Ich kann Stress nicht immer beeinflussen, kann mich aber darauf vorbereiten."

"Nicht die Dinge ändern uns, sondern die Sicht auf die Dinge."

"Immer wenn Menschen zusammenkommen, gibt es einen Nährboden für Liebe, Hass und Konflikte. Da ist alles möglich."

"Je mehr Scheiße ich sehe und erlebe, desto besser komme ich damit zurecht."

"Ratschläge sind auch Schläge."

"Es darf uns schlecht gehen. Es ist ok, sich nach einem schlimmen Zwischenfall schlecht zu fühlen."

"Wir meinen immer alles besser wissen zu wollen. (Wir als kollegiale Ansprechpartner sollten echt sein)."

"Haltung vor Technik."

"Wer meint etwas zu sein, hat verpasst etwas zu werden."

"Ich kann nur versuchen nach und nach eine Landkarte meines Gegenübers zu erstellen. Aber richtig verstehen werde ich ihn nie."

"Viele Wege führen nach Rom."

"Das richtige Gefühl zu benennen führt zu einer Entlastung."

"Es wird nie leicht, es wird lediglich möglich."



Jetzt noch ein Zitat, das nicht von diesem Wochenende ist, aber ganz gut hier her passt:

"Wer bis zum Hals in der Scheiße steckt, sollte tunlichst nicht den Kopf hängen lassen."



Dienstag, 27. Oktober 2015

Ich wäre nicht gerne Bundeskanzlerin

60 Jahre Saar-Referendum. Anlässlich dieses Ereignisses war am vergangenen Freitag  Bundeskanzlerin Angela Merkel in Saarbrücken. Es gab einen Festakt im Staatstheater und ein zweitägiges Bürgerfest auf dem Platz davor. Am Samstag wurde der Sanitätsdienst von den Maltesern übernommen. Einen Tag zuvor waren wir im Einsatz. Ein Rettungswagen und ein Notarzt standen für Frau Merkel zur Verfügung, der Rest von uns war... nun ja... für den Rest da.

Ich kam zu Fuß von Richtung Wilhelm-Heinrich-Brücke zum Dienst. Da war schon alles voller Polizisten. Die unter anderem auch damit beschäftigt waren die angemeldeten Demonstranten (drei Gruppen... drei zahlenmäßig kleine Gruppen) voneinander getrennt zu sortieren ("Sagida? Ja, ok, die nächste rechts und jeder nur ein Plakat" - wenn`s nach mir ginge auch gerne "da vorne in die Saar springen!")
Ansonsten habe ich den hinteren Teil von der Strasse "Am Stadtgraben" bei Tageslicht noch nie so ruhig und verlassen gesehen. Allgemein war die Stimmung vor und während des Aufenthaltes der Bundeskanzlerin sehr angespannt und "anders".
Mehrere Kolonnen von schwarzen Autos kamen in rasendem Tempo zum Staatstheater gefahren und brachten saarländische, luxemburgische und französische Politprominenz zum Eingang, bis endlich unsere Landesmutti die Bundesmutti begrüßen konnte.

Der Festakt wurde live auf den Theatervorplatz übertragen und danach wurde das Bürgerfest von Merkel und Annegret  in echt und bunt eröffnet.  Die Anspannung war den Polizisten in Uniform und Zivil extrem anzusehen. Ich glaube, alle waren froh, als die Bundeskanzlerin wieder weg war und das Saarland nicht in die Geschichte einging als Todesort von Angie.

Positiv zu erwähnen sei noch, dass das Pfeifen der Rechtsorientierten vom Jubel der "Normalen" übertönt werden konnte.
Der Rest des Dienstes verlief locker. Vier Bands mir saarländischen Wurzeln gestalteten einen bunten Abend (bunt ist immer besser als braun. Wobei mir braun als Farbe wirklich leid tut. Ich mag braun als Farbe - NUR ALS FARBE!!!!!)


Ich wäre nicht gerne Bundeskanzlerin. Alle kennen Dich. Viele hassen Dich. Die, die Dich mögen, schleimen Dich an. Mit wie vielen ehrlichen Menschen hat man es denn dann überhaupt noch zu tun? Man muss von Termin zu Termin. Sitzt ständig im Auto oder Flugzeug. Ständig muss man Angst haben, dass Dich jemand verletzen oder töten will.....

Man mag von Frau Merkel halten, was man will. Einen schönen Satz von ihr von der Eröffnung des Bürgerfestes würde ich gerne zitieren. Denn es ging an diesem Tag um einen Festakt und nicht um Asyl, den Euro oder sonst was:
"Lasst und heute feiern - streiten können wir uns auch morgen wieder!"









Sonntag, 20. September 2015

Gruppenfüherin kann ihren Weg beginnen

Seit heute hat der Landesverband Saarland 13 neue Gruppenführer. Mein OV-Kamerad Jonas und ich sind zwei davon. Nach insgesamt vier Tagen Unterricht in St. Ingbert und nicht wenigen Stunden Selbststudium zu Hause qualmt jetzt ganz schön der Kopf. Auch kamen in den Unterrichtseinheiten viele neue Infos und Eindrücke auf uns zu. (Aber genau das ist der Grund, warum ich so gerne Ausbildungen beim DRK mache.)
800 Seiten bekamen wir vorher auf einer Daten-CD zugeschickt. Ein guter Gruppenführer sollte also auch filtern können. Was ist besonders wichtig? Was weniger? Und ich muss auf jeden Fall wissen: Wo kann ich alles nochmal nachlesen? Oder bei wem kann ich nochmal nachfragen ohne als "Idiot" dazustehen? Ich bin ein Freund von "lieber dreimal unnötig gefragt als im falschen Moment nicht" und von "es gibt (fast) keine dummen Fragen".
Zu den Themen, mit denen wir uns beschäftigt hatten, gehörten unter anderem: taktische Zeichen, rechtliche Rahmenbedingungen, das Führungssystem, das Vorbereiten und Durchführen von Einsätzen, Arbeitsschutz, Führen unter Stress, Führen in besonderen Einsatzlagen (Terror oder Amok)...


Ein besonders Lob möchte ich unseren Lehrgangsleitern geben. Dieter Hirtz, Mike Mittenbühler und Dirk Schmidt sind seit Ende Juli unermüdlich im Flüchtlingslager Lebach ehrenamtlich im Einsatz und leisten übermenschliches. Danke, dass ihr euch trotzdem für uns Zeit genommen habt.
Danke auch für euren Einsatz in Lebach. Das gilt auch für allen anderen, die sich dort oder bei den Einsätzen in Köllerbach bzw Walpershofen engagieren.


Wichtige Frage bleiben noch:
Wo will ich hin als Gruppenführerin? Wo sehe ich mich?

Ich stehe jetzt am Anfang. Die Prüfung ist geschafft und jetzt geht es darum, Erfahrungen zu sammeln. Vergleichbar mit dem Autoführerschein. Ein guter Gruppenführer wird man nicht von heute auf morgen und ich hoffe, dass ich meine Chancen zum Lernen bekomme. Am liebsten würde ich bei kleineren Diensten anfangen und mich dann steigern. Eventuell mit einem "Paten" im Hintergrund, auf den ich bei den ersten Diensten zukommen kann. Vielleicht bietet sich auch die Gelegenheit, dass ich mich bei dem ein oder anderen Dienst an die Fersen einer Führungskraft hänge, um das Hintergrundwissen und die Erfahrung aufzusaugen.
Mal sehn, was passiert. Es kann mir auch passieren, dass ich plötzlich ins kalte Wasser geschubst werde und auf einmal eine blaue Weste anhabe.
Wenn ich aber die Wahl habe, dann nehme ich die Variante mit dem langsam reinrutschen.
Ich lasse mich überraschen und gebe mein Bestes.


Da sind sie. (Bilder: ich)





Wir spiegeln uns. Wir mögen uns. (Foto: DRK Pressestelle)

Dirk Schmidt. Mike Mittenbühler und Dieter Hirtz (v.l. Foto: DRK Pressestelle)

Unser Kamerad Fabian war auch in St. Ingbert. Er hatte die Ausbildung "Erwachsenengerechte Unterrichtsgestaltung". (Foto: DRK Pressestelle)

In Gruppenarbeiten sollten wir etwas über taktische Zeichen erarbeiten. Das Ergebnis durfte ich präsentieren. Wie war das mit der Selbstsicherheit und der Ahnungslosigkeit? ;-) (Foto: DRK Pressestelle)

Montag, 24. August 2015

Lebach und die Flüchtlinge - ein offenes Ohr für die Helfer


Viel wird derzeit über Flüchtlinge geschrieben und gesagt: Gutes, Schlechtes, Herzerweichendes und Abstoßendes.
Viel wird diskutiert über das Wie und Wo der Unterbringungen.
Viel wurde auch schon berichtet über das Auffanglager in Lebach, welches intigriert ist in die Landesaufnahmestelle.

Die Ehrenamtlichen der Hilfsorganisationen leisten erstaunliches: Organisation, Verwaltung und Ausführung der Dienste, all das muss gemeistert werden. Und das zumeist in der Freizeit und ohne Bezahlung.

Der Fachberater Steffen Schuh fragte mich, ob ich in Lebach das Team der PSNV (Psychosoziale Notfallversorgung) unterstützen möchte. Der Landesverband wollte Ansprechpartner für die Helfer vor Ort haben.
Also war ich jetzt schon einige Male vor Ort.

Ich möchte hier nicht zu viele Einzelheiten nennen über Gespräche oder die Organisation. Das gehört hier nicht hin. Aber ich versuche die Situation, trotz mancher Schwierigkeiten, mal in einem Zitat zusammenzufassen:
"Ein Lächeln belohnt für all die Arbeit", sagte mir gestern Christian Bartha vom Landesverband.

Gestern gab es auch ein Fest unter dem Motto "Der Innenminister sagt danke". Es war schön anzusehen, wie Flüchtlinge, Helfer des DRK, der Malteser, des THW, des DLRG, Polizisten, Mitarbeiter des Ministeriums und freiwillige Privatpersonen zusammen feierten.
Wunderschön und friedlich.


Und jetzt noch einige Dinge, die mir zu dem Thema durch den Kopf gehen und einige Geschichten, die ich aufgeschnappt habe:

- Wenn ich von Kritikern höre, dass die bösen, bösen Flüchtlinge alle ein Smartphone haben, dann denke ich mir (außer den vielen Schimpfwörtern und dem Brechreiz der über mich kommt):
Lasst den armen Menschen doch ihr Handy. Na und? Die haben doch sonst nichts mehr. Müssen Tausende Kilometer laufen. Das ganze Hab und Gut gesammelt in wenigen Taschen. Geflohen vor Gewalt, Unruhe und Krieg. Sitzen in Lebach ohne Beschäftigung. Das einzige, was sie mit ihren Familien zuhause verbindet und für Ablenkung sorgt, ist das Smartphone. Kann das denn so schlimm sein?
Und außerdem: Technologischer Fortschritt endet nicht an den Grenzen der EU. Ja, auch "dort" gibt es Smartphones und Strom!!!!!


- Einige Helfer erzählten mir von den Reaktionen der Flüchtlinge, als wegen eines Unwetters die Zeltstadt evakuiert werden musste. Die verstanden es nicht, warum sie mitten in der Nacht wegen Regen und Gewitter ihr Bett verlassen sollten: "Es ist nur Regen. Weckt uns wenn Bomben fallen".


- Ich bin ein Mensch der einfachen Lösungen: Die Deutschen bekommen immer weniger Kinder. Unser heiliges Rentensystem leidet an einer Krankheit mit dem Namen demographischer Wandel.
Hier kommen ganz viele Menschen auf der Flucht, die hier gerne in Sicherheit leben möchten und arbeiten wollen.
Oder sind die uns nicht gut genug?


- Wir leben in der Zeit der Globalisierung. Meiner Meinung nach gehört es zum Wandel, zum Fortschritt und zur Weiterentwicklung dazu, dass sich die "Völker" mischen. Wir können jederzeit mit Freunden aus Asien chatten, das ganze Jahr über Bananen aus Südamerika essen und Filme aus Hollywood sehen.
Das ist nun mal unsere Zeit.


-Ein Flüchtling war mehrere tausend Kilometer und viele Monate unterwegs. Meist zu Fuß. Endlich in Lebach angekommen, spielte er mit anderen Flüchtlingen Fußball - und brach sich das Bein.



Hier noch einige Bilder. Man erkennt keine Personen auf den Fotos. Ich möchte nicht, dass irgendein Helfer von Flüchtlingsgegner-Trotteln angefeindet wird. Leider ist das einer Kameradin passiert, die in Köllerbach den Jugendlichen umsonst die Haare schnitt. (In Köllerbach werden zur Zeit ungefähr 20 minderjährige Flüchtlinge vom DRK betreut)

Im Hintergrund sieht man einige Zelte in denen die Flüchtlinge teilweise untergebracht sind.

In der vergangenen Woche froren die Bewohner nachts. Also gab es Jacken und Decken.





Auch einige Kinder erblickten in Lebach schon die Welt. Hochschwanger war der Weg nach Europa bestimmt noch viel schwerer.





Montag, 10. August 2015

Die Aushilfs-ELWe - mit gespitzten Ohren dabei


Beim Saarspektakel durfte ich in diesem Jahr auch mal einen Blick in unseren Einsatzleitwagen (ELW) werfen.
Mein DRK-Kamerad Sebastian und unser Kamerad Marc von den Maltesern erklärten mir mit viel Geduld (und Glänzen in den Augen) welche Technik darin steckt und welche Infos hier zusammenlaufen. Vielen Dank ihr beiden.

Beim Saarspektekel war die Besatzung des Saarland 100 (so heißt dieser ELW) für den Abschnitt Sanitätsdienst verantwortlich. Wer hier sitzt behält den Überblick und kann/muss/darf deswegen auch wichtige Entscheidungen treffen. 
Ich fand es sehr beeindruckend wie routiniert und ruhig die beiden das gemacht haben. (Unter anderem aus dem ganzen Wirr-Warr an Funksprüchen das Wichtige rauszuhören und zu handeln).
Auch hatte Sebastian die ganze Zeit die aktuellen Satellitenbilder vom Wetter im Blick und konnte genau beobachten, wie Sturm, Starkregen und Hagel dem Saarland immer näher kamen.



Hier behält man den Überblick.

Sebastian bei der Arbeit.

Marc bei der Arbeit.




Die Wetterdaten wurden immer im Auge behalten und die Kameraden im Dienst ständig auf dem Laufenden gehalten und gewarnt.


So wie vergangenes Jahr - nur anders

Ja, jetzt ist es soweit. Ich habe Dienst bei großen Veranstaltungen die ich schon aus dem vergangenen Jahr kenne. Halberg Open-Air und Saaspektakel. Also müsste man meinen: Routine. Aber trotzdem ist alles dann doch wieder ganz anders.

Beim Halberg Open-Air in Saarbrücken zum Beginn der Sommerferien hat unser Ortsverein eine eigene UHS (Unfallhilfsstelle) gestellt. Mit eigenem Zelt, eigenem Material und eigenem Personal.
War ich letztes Jahr noch an der Bühne eingeteilt konnte ich in diesem Jahr das Geschehen in der Menge beobachten.

Aber es gibt da ein Problem mit mir: Immer wenn ich Dienst habe passiert nicht viel und wir haben kaum Patienten. Ich scheine eine Art Glücksengel für Veranstaltungsbesucher zu sein.
Ich kam um 17.15 Uhr zum Dienst (vorher musste ich noch arbeiten. Meine Kameraden hatten Dienstbeginn um 10 Uhr). Bei der Anmeldung hieß es schon, dass so viel los sei. So viele Patienten. So viele Notfälle. 
Ich war bereit zum Einsatz. Bereit um Leben zu retten. Bereit um brennende Katzen von verhungerten Bäumen wiederzubeleben.... hust hust.... na ja, ist vielleicht etwas übertrieben. Jedenfalls bereit zum Helfen.
Als ich im Zelt ankam waren alle Patienten weg. "Seit einigen Minuten ist es hier ganz ruhig".

Ein bisschen gabs dann später doch noch zu tun. Langweilig wurde es nicht. Hier ein paar Bilder:


Ganz wichtig: Immer cool aussehen!!! (Dieses Bild: DRK Saarland Pressestelle. Alle anderen: Ich)



 Zwischen den Bäumen lag unsere UHS.






Am nächsten Dienstabend musste dann unser komplettes Material von Sand und Staub befreit werden. 




Vergangenen Freitag hatte ich dann wieder Dienst in der Registrierung beim Saarspektakel
Anmeldungen
Abmeldungen
Patientendaten erfassen
Vermisste/gefundene Personen erfassen

Zwischendurch durfte ich auch mal einen Blick in den ELW werfen (extra Beitrag).

Eine Unwetterwarnung hielt uns den ganzen Abend in Alarmbereitschaft. Um uns herum gewitterte es schon kräftig. Wie wir später erfuhren wurde das Rocco-del-Schlacko-Festival in Püttlingen evakuiert und auch die Zeltstadt für Flüchtlinge in Lebach hatte mit dem Wetter zu kämpfen.
Wir hatten Glück. Nach zehn Minuten starkem Regen gegen Mitternacht war alles vorbei. Der Wind hatte uns allerdings unsere Babywickelstation durchgewirbelt.






Sonntag, 19. Juli 2015

Gesunde für Kranke - Viele für Wenige - Alle für Sven

2015-08-22:

Sven hat es leider nicht geschafft.
Ich wünsche seiner Familie, Angehörigen, Freunden und Kameraden viel Kraft für die kommende Zeit.
:-(

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Man kann es sich kaum vorstellen.
Ein gesunder, junger Mann mit Familie...
Einem Job....
Einigen Ehrenämtern....
Ein wichtiger Baustein in unserer Gesellschaft....

.. bekommt die Nachricht "Sie haben Leukämie".

Das wünschen wir nicht mal unserem schlimmsten Feind.
Aber Sven ist es leider passiert.
Einem unserer DRK-Kameraden.

Weil Sven schon so viel gegeben hat ist es jetzt an uns ihm etwas zu geben. 

Also plante der Ortsverein Klarenthal zusammen mit der Stefan-Morsch-Stiftung am Sonntag, 19. Juli, eine Typisierungsaktion für Sven und andere Erkrankte. Auch andere Ortsvereine planen ähnliche Aktionen.

Kameraden des DRK, der Malteser, der Feuerwehr und viele, viele andere kamen nach Klarenthal in der Hoffnung, dass ein passender Spender gefunden wird.
Und es war so einfach. Ein Formular ausfüllen, ein bisschen Speichel abgegeben und fünf Minuten später ist alles erledigt.

Jetzt heißt es DAUMEN DRÜCKEN.

Sven: ich wünsche Dir, Deiner Familie, Freunden, Kameraden und allen anderen Erkrankten alles Gute. Ich wünsche euch, dass ihr diese Zeit gut übersteht!!!!
Haltet durch!


Sven hofft auf einen passenden Spender. (Foto: DRK Pressestelle)

Diese und noch viele weitere Gruppen haben sie angemeldet, um nach Klarenthal zu kommen. (Foto: DRK Pressestelle)



Die Stäbchen. Bereit zur Typisierung. (restliche Fotos: Charlotte)