Montag, 24. August 2015

Lebach und die Flüchtlinge - ein offenes Ohr für die Helfer


Viel wird derzeit über Flüchtlinge geschrieben und gesagt: Gutes, Schlechtes, Herzerweichendes und Abstoßendes.
Viel wird diskutiert über das Wie und Wo der Unterbringungen.
Viel wurde auch schon berichtet über das Auffanglager in Lebach, welches intigriert ist in die Landesaufnahmestelle.

Die Ehrenamtlichen der Hilfsorganisationen leisten erstaunliches: Organisation, Verwaltung und Ausführung der Dienste, all das muss gemeistert werden. Und das zumeist in der Freizeit und ohne Bezahlung.

Der Fachberater Steffen Schuh fragte mich, ob ich in Lebach das Team der PSNV (Psychosoziale Notfallversorgung) unterstützen möchte. Der Landesverband wollte Ansprechpartner für die Helfer vor Ort haben.
Also war ich jetzt schon einige Male vor Ort.

Ich möchte hier nicht zu viele Einzelheiten nennen über Gespräche oder die Organisation. Das gehört hier nicht hin. Aber ich versuche die Situation, trotz mancher Schwierigkeiten, mal in einem Zitat zusammenzufassen:
"Ein Lächeln belohnt für all die Arbeit", sagte mir gestern Christian Bartha vom Landesverband.

Gestern gab es auch ein Fest unter dem Motto "Der Innenminister sagt danke". Es war schön anzusehen, wie Flüchtlinge, Helfer des DRK, der Malteser, des THW, des DLRG, Polizisten, Mitarbeiter des Ministeriums und freiwillige Privatpersonen zusammen feierten.
Wunderschön und friedlich.


Und jetzt noch einige Dinge, die mir zu dem Thema durch den Kopf gehen und einige Geschichten, die ich aufgeschnappt habe:

- Wenn ich von Kritikern höre, dass die bösen, bösen Flüchtlinge alle ein Smartphone haben, dann denke ich mir (außer den vielen Schimpfwörtern und dem Brechreiz der über mich kommt):
Lasst den armen Menschen doch ihr Handy. Na und? Die haben doch sonst nichts mehr. Müssen Tausende Kilometer laufen. Das ganze Hab und Gut gesammelt in wenigen Taschen. Geflohen vor Gewalt, Unruhe und Krieg. Sitzen in Lebach ohne Beschäftigung. Das einzige, was sie mit ihren Familien zuhause verbindet und für Ablenkung sorgt, ist das Smartphone. Kann das denn so schlimm sein?
Und außerdem: Technologischer Fortschritt endet nicht an den Grenzen der EU. Ja, auch "dort" gibt es Smartphones und Strom!!!!!


- Einige Helfer erzählten mir von den Reaktionen der Flüchtlinge, als wegen eines Unwetters die Zeltstadt evakuiert werden musste. Die verstanden es nicht, warum sie mitten in der Nacht wegen Regen und Gewitter ihr Bett verlassen sollten: "Es ist nur Regen. Weckt uns wenn Bomben fallen".


- Ich bin ein Mensch der einfachen Lösungen: Die Deutschen bekommen immer weniger Kinder. Unser heiliges Rentensystem leidet an einer Krankheit mit dem Namen demographischer Wandel.
Hier kommen ganz viele Menschen auf der Flucht, die hier gerne in Sicherheit leben möchten und arbeiten wollen.
Oder sind die uns nicht gut genug?


- Wir leben in der Zeit der Globalisierung. Meiner Meinung nach gehört es zum Wandel, zum Fortschritt und zur Weiterentwicklung dazu, dass sich die "Völker" mischen. Wir können jederzeit mit Freunden aus Asien chatten, das ganze Jahr über Bananen aus Südamerika essen und Filme aus Hollywood sehen.
Das ist nun mal unsere Zeit.


-Ein Flüchtling war mehrere tausend Kilometer und viele Monate unterwegs. Meist zu Fuß. Endlich in Lebach angekommen, spielte er mit anderen Flüchtlingen Fußball - und brach sich das Bein.



Hier noch einige Bilder. Man erkennt keine Personen auf den Fotos. Ich möchte nicht, dass irgendein Helfer von Flüchtlingsgegner-Trotteln angefeindet wird. Leider ist das einer Kameradin passiert, die in Köllerbach den Jugendlichen umsonst die Haare schnitt. (In Köllerbach werden zur Zeit ungefähr 20 minderjährige Flüchtlinge vom DRK betreut)

Im Hintergrund sieht man einige Zelte in denen die Flüchtlinge teilweise untergebracht sind.

In der vergangenen Woche froren die Bewohner nachts. Also gab es Jacken und Decken.





Auch einige Kinder erblickten in Lebach schon die Welt. Hochschwanger war der Weg nach Europa bestimmt noch viel schwerer.





Montag, 10. August 2015

Die Aushilfs-ELWe - mit gespitzten Ohren dabei


Beim Saarspektakel durfte ich in diesem Jahr auch mal einen Blick in unseren Einsatzleitwagen (ELW) werfen.
Mein DRK-Kamerad Sebastian und unser Kamerad Marc von den Maltesern erklärten mir mit viel Geduld (und Glänzen in den Augen) welche Technik darin steckt und welche Infos hier zusammenlaufen. Vielen Dank ihr beiden.

Beim Saarspektekel war die Besatzung des Saarland 100 (so heißt dieser ELW) für den Abschnitt Sanitätsdienst verantwortlich. Wer hier sitzt behält den Überblick und kann/muss/darf deswegen auch wichtige Entscheidungen treffen. 
Ich fand es sehr beeindruckend wie routiniert und ruhig die beiden das gemacht haben. (Unter anderem aus dem ganzen Wirr-Warr an Funksprüchen das Wichtige rauszuhören und zu handeln).
Auch hatte Sebastian die ganze Zeit die aktuellen Satellitenbilder vom Wetter im Blick und konnte genau beobachten, wie Sturm, Starkregen und Hagel dem Saarland immer näher kamen.



Hier behält man den Überblick.

Sebastian bei der Arbeit.

Marc bei der Arbeit.




Die Wetterdaten wurden immer im Auge behalten und die Kameraden im Dienst ständig auf dem Laufenden gehalten und gewarnt.


So wie vergangenes Jahr - nur anders

Ja, jetzt ist es soweit. Ich habe Dienst bei großen Veranstaltungen die ich schon aus dem vergangenen Jahr kenne. Halberg Open-Air und Saaspektakel. Also müsste man meinen: Routine. Aber trotzdem ist alles dann doch wieder ganz anders.

Beim Halberg Open-Air in Saarbrücken zum Beginn der Sommerferien hat unser Ortsverein eine eigene UHS (Unfallhilfsstelle) gestellt. Mit eigenem Zelt, eigenem Material und eigenem Personal.
War ich letztes Jahr noch an der Bühne eingeteilt konnte ich in diesem Jahr das Geschehen in der Menge beobachten.

Aber es gibt da ein Problem mit mir: Immer wenn ich Dienst habe passiert nicht viel und wir haben kaum Patienten. Ich scheine eine Art Glücksengel für Veranstaltungsbesucher zu sein.
Ich kam um 17.15 Uhr zum Dienst (vorher musste ich noch arbeiten. Meine Kameraden hatten Dienstbeginn um 10 Uhr). Bei der Anmeldung hieß es schon, dass so viel los sei. So viele Patienten. So viele Notfälle. 
Ich war bereit zum Einsatz. Bereit um Leben zu retten. Bereit um brennende Katzen von verhungerten Bäumen wiederzubeleben.... hust hust.... na ja, ist vielleicht etwas übertrieben. Jedenfalls bereit zum Helfen.
Als ich im Zelt ankam waren alle Patienten weg. "Seit einigen Minuten ist es hier ganz ruhig".

Ein bisschen gabs dann später doch noch zu tun. Langweilig wurde es nicht. Hier ein paar Bilder:


Ganz wichtig: Immer cool aussehen!!! (Dieses Bild: DRK Saarland Pressestelle. Alle anderen: Ich)



 Zwischen den Bäumen lag unsere UHS.






Am nächsten Dienstabend musste dann unser komplettes Material von Sand und Staub befreit werden. 




Vergangenen Freitag hatte ich dann wieder Dienst in der Registrierung beim Saarspektakel
Anmeldungen
Abmeldungen
Patientendaten erfassen
Vermisste/gefundene Personen erfassen

Zwischendurch durfte ich auch mal einen Blick in den ELW werfen (extra Beitrag).

Eine Unwetterwarnung hielt uns den ganzen Abend in Alarmbereitschaft. Um uns herum gewitterte es schon kräftig. Wie wir später erfuhren wurde das Rocco-del-Schlacko-Festival in Püttlingen evakuiert und auch die Zeltstadt für Flüchtlinge in Lebach hatte mit dem Wetter zu kämpfen.
Wir hatten Glück. Nach zehn Minuten starkem Regen gegen Mitternacht war alles vorbei. Der Wind hatte uns allerdings unsere Babywickelstation durchgewirbelt.